Der Pacemaker – Ist ein Tempomacher gut für Kopf und Beine?

von run.de am 1. April 2015

Die wenigsten von uns werden jemals in die Verlegenheit kommen, gefragt zu werden, ob sie bei einem Wettkampf einen Tempomacher wünschen oder aber selber Tempomacher sein möchten. Das ist allein den Spitzenläufern vorbehalten. Und die profitieren davon, dass es jemanden gibt, der das Tempo macht, an dessen Fersen sie sich dann heften können.

Erste gute Gründe dafür liegen auf der Hand: Mit einem Tempomacher kann man selbst wunderbar im Windschatten laufen. Die so eingesparten Kräfte kann man dann hinten heraus verwerten, wenn der Tempomacher ausgestiegen ist. Wer sich einen Großteil der Strecke zudem allein auf sein Laufen konzentrieren kann, bleibt im Kopf länger frisch – ein nicht zu unterschätzendes Argument, da vor allem lange Läufe im Kopf entschieden werden. Und der dritte gute Grund, ist schlicht und ergreifend, dass der Tempomacher für einen Placebo Effekt bei dem Spitzenläufer sorgt.

Foto: Dirk Ingo Franke CC BY-SA 2.0

Haile Gebrselassie mit seinen Pacemakern beim Berlin-Marathon 2008

Hierzu gibt es natürlich auch eine Studie, die im International Journal of Sports Physiology and Performance veröffentlicht wurde. Teilnehmer waren zehn tunesische Spitzenathleten, die allesamt 3.000 Meter mal mit mal ohne Tempomacher liefen, aber immer nahezu am Limit. Das Ergebnis: Mit Tempomacher wurde schneller gefinisht und die Laktatwerte sahen bei den Läufen mit Tempomacher auch besser aus. Aber: Der Sauerstoffverbrauch war bei beiden Läufen ungefähr gleich – die messbare Anstrengung war also jeweils gleich, fühlte sich aber unterschiedlich an.

Das Windwiderstand-Argument ist durch diese Studie also tatsächlich entkräftigt. Ob es sich bei den besseren Ergebnissen aber tatsächlich um einen reinen Placebo-Effekt handelt, ist auch eher fragwürdig. Zum einen erscheint die Zahl der Teilnehmer an der Studie doch recht gering. Zum anderen darf man wohl wirklich nicht außer Acht lassen, dass man Kräfte spart, wenn man sich allein auf den Lauf konzentriert und sich nicht selbst Gedanken über das richtige Tempo und über Zwischenzeiten machen muss. Diese Effekt dürfte durchaus positiv sein und hat damit dann doch wenig bis gar nichts mit einem Placebo-Effekt gemeinsam.

Bei Marathons gibt es ja auch für die Normalsterblichen unter den Läufern Tempomacher. Oft sind sie mit einem großen Luftballon schon aus der Ferne gut sichtbar und man kann sich ihnen anschließen, um dann ein mögliches Zeitziel auch zu erreichen. Aber auch diese Tempoläufer sind eine zweischneidige Geschichte: Sie helfen am Anfang, das Rennen nicht zu schnell anzugehen und sie können hinten heraus helfen, sich mitziehen zu lassen.

Doch ein Marathon ist auch immer eine sehr individuelle Angelegenheit. Und auf der langen Strecke hat man ja genug Zeit, zwischendurch ein wenig zu rechnen und das Tempo auf die aktuellen Befindlichkeiten anzupassen. Daher meine Einschätzung: Für die ersten zehn Kilometer sind die Tempomacher super, um nicht zu über-pacen. Danach fühle ich mich besser, wenn ich auf mich, meinen Bauch und meine Beine höre.

Wie ist das bei euch? Hängt ihr euch an die Fersen von Tempomachern oder lauft ihr euren eigenen Stil?


Hinterlasse einen Kommentar

Vorheriger Beitrag:

Nächster Beitrag: